Interview mit einem Paartherapeuten

Wie Paare sich besser verstehen — Der Paartherapeut Friedhelm Schwiderski (www.praxis-fs.de), der in Hamburg das Seminar "Paartherapie trifft auf Paarcomedy" veranstaltet, kennt effektivere Auswege aus dem männlich-weiblichen Kommunikationsdilemma.

 

freundin: Männer, Frauen und die Sprache - wo ist eigentlich das Problem?

Friedhelm Schwiderski: Der größte Fehler ist jedenfalls, nicht miteinander zu streiten! Im Laufe der Zeit summieren sich in einer Partnerschaft die Fettnäpfchen, die von jedem aufgestellt werden - heikle Themen, über die aus Angst vor einem Konflikt nicht mehr geredet wird. Paare verlieren irgendwann die Lust, sich auseinanderzusetzen, jeder entwickelt seine Vermeidungsstrategien. Außerdem wird immer weniger zusammen gelacht, und der Fokus wandert von den positiven auf die negativen Seiten des Partners. Das Resultat sind "Monstervorstellungen".

Damit meinen Sie Klischees, die das gegenseitige Verständnis torpedieren?

Absolut. Irgendwann weiß man nicht mehr: Wer ist der andere wirklich? Es ist ganz wesentlich, dem Partner mit der Haltung zu begegnen: Ich will mehr von dir kennenlernen. Obwohl ich weiß, dass ich nie alles von dir wissen werde.

Männer meiden tief gehende Gespräche, reden nicht über Gefühle und gehen Konflikten aus dem Weg. Ein Klischee?

Kürzlich war ein Ehepaar bei mir: Der Mann hatte sich lange gegen eine Therapie gewehrt, weil es ja doch nichts bringe. "Ich sage nichts", kündigte er mir an. Im Einzelgespräch hat er dann nicht geschwiegen, sondern die ganze Zeit geredet. Dieses Beispiel soll zeigen: Wenn ein Mann erst mal den Zugang zu sich selbst findet, stimmen die Klischees nicht mehr. Bei mir sitzen oft Frauen, die erstaunt sind über den plötzlichen Redefluss ihres Mannes.

Wie kann man als Nicht-Therapeutin seinen Mann zum Reden bringen?

Es gilt, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, in einer entspannten Situation, etwa im Urlaub oder am Wochenende, den Gesprächsfaden aufzunehmen. Zeigen Sie Neugierde: Der Mann aus dem genannten Beispiel war davon überzeugt: "Sie will doch gar nichts von mir wissen. Alles, was zählt, ist, dass ich funktioniere." Das denken natürlich auch umgekehrt viele Frauen. Wenn ich merke, dass mein Partner sich noch nicht mal für mein Hobby interessiert, mache ich die Tür zu.

Neuere Studien besagen, dass sich Männer und Frauen gar nicht so unähnlich sind in ihrer Gesprächskultur.

Es gibt schon ein paar Unterschiede. Frauen haben klassischerweise einen leichteren Zugang zu ihrem Empfinden und wollen sich austauschen, während der Mann sagt: "Das bringt doch alles nichts." Doch ich habe auch oft genug den umgekehrten Fall erlebt: Der Mann will reden, sie macht dicht. Männer sind durchaus in der Lage, Sympathie und Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, anstatt - wie das Klischee besagt - Probleme mit einem Witz zu übergehen oder sich zu verschließen.

Dieser Beitrag wurde auf www.freundin.de von Birte Plöger Erstveröffentlicht.

Vollständigen Beitrag lesen

Zurück