Malvina, Diaa und die Liebe

Über Erwartungshaltung und Harmoniebedürfnis in Paarbeziehungen
Screenshot Kika

Noch immer ist die Aufregung über die „Kinderkanal“-Dokumentation „Malvina, Diaa und die Liebe“, in der die Beziehung eines deutschen Mädchens mit einem syrischen Flüchtling thematisiert wird, groß. Warum die Reaktionen derart heftig ausfallen und wann man wirklich stutzig werden sollte, erklären hier exklusiv ein Religionswissenschaftler und ein Paartherapeut.

Ein 24-minütiger Film der Reihe „Schau in meine Welt“, der auf dem „Kinderkanal“ (Kika) ausgestrahlt wurde, steht derzeit in der Kritik. In der Dokumentation „Malvina, Diaa und die Liebe“ geht es um die Beziehung eines Syrers mit einem deutschen Mädchen. Vor allem von rechter Seite entzündete sich die Kritik daran, dass das Alter des männlichen Protagonisten widersprüchlich angegeben war. Tatsächlich war er während der Dreharbeiten zur Doku-Reihe „Schau in meine Welt“ 19 Jahre alt, während seine Freundin 16 war. Ein erwachsener Moslem, der sein Alter absichtlich falsch angegeben hat, zwingt einer deutschen Christin in einem öffentlich-rechtlichen Sender seine Religion auf, so lautete in etwa der Tenor.

Doch ein redaktioneller Fehler von Kika allein kann das Aufheben um die Liebesgeschichte zweier junger Menschen kaum erklären. Höchste Zeit also, einmal neutral zu betrachten, was wirklich dahintersteckt.

In der Doku benennt die 16-jährige Malvina einen Reibungspunkt mit ihrem arabischen Freund Diaa: „Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen.“ Zudem hat er ein Problem damit, dass sie ihre männlichen deutschen Freunde umarmt. Dazu sagt Prof. Dr. Andreas Feldtkeller vom Lehrstuhl für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie der Humboldt-Universität Berlin im Interview mit Yahoo! Nachrichten: „Dass junge Männer das nicht wollen, ist heute in islamisch geprägten Ländern durchaus üblich.“

Allerdings stellt der Islam-Kenner auch fest: „Es wird oft angenommen, dass die Frau eines Muslims verpflichtend Muslima werden muss, aber das ist nicht der Fall. Von daher kann man auch nicht einfach sagen, jede Freundin eines muslimischen jungen Mannes hätte sich bestimmten Regeln zu unterwerfen.“ Vielmehr gäbe es sogar Aussagen des Propheten Mohammed, dass ein muslimischer Mann verpflichtet sei, seine christliche Frau dabei zu unterstützen, ihr Christentum weiter zu praktizieren.

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Dazu sagt der Paar- und Psychotherapeut Friedhelm Schwiderski, der auch der Vorsitzende von „psychoscout.de“ ist, gegenüber Yahoo! Nachrichten: „Bei kulturell oder familiär bedingten sehr unterschiedlichen Hintergründen gibt es eine Notwendigkeit, sich anzunähern, um eine gemeinsame Basis zu haben.“ An einem Punkt aber müsse man aufhören, sich vom Partner beeinflussen zu lassen: „Es ergibt keinen Sinn, so weit zu gehen, dass ich mich selbst dabei verliere und verleugne.“

Im speziellen Fall von Malvina und Diaa wäre die Grenze etwa dann erreicht, wenn Malvina als gläubige Christin zum Islam konvertieren würde. Was für sie im Übrigen auch nicht infrage kommt, wie die 16-Jährige klarstellt: „Ich bin eine Christin. Und eine Emanze.“ Generell gilt aus Therapeuten-Sicht: „Jeder muss für sich herausfinden, wo seine kritische Grenze verläuft, die er nicht überschreiten möchte.“

Die Zeiten, in denen junge Frauen eher in Gefahr waren, sich in Beziehungen übermäßig an ihren Partner anzupassen, hält Schwiderski für überkommen: „Heute gibt es ganz heftige Umbrüche. Frauen sind da im Vormarsch in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer inneren Kraft und verstehen es sehr gut, sich durchzusetzen.“

Dieser Beitrag wurde Erstveröffentlicht auf der Website von Yahoo.

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